Es war einmal ein König… – Lichtkeimer vs. Dunkelkeimer
Kennt ihr das auch? Ihr habt die beste Erde gewählt, den optimalen Standort, hegt und pflegt deine Samenkörner liebevoll, doch nichts passiert?! Entscheidend für das Keimen und sogar noch wichtiger als Substrat und Standort ist etwas ganz anderes.
Es scheint alles perfekt. In die kleinen Pflanztöpfchen mit bester Aufzuchtserde habt ihr vorsichtig die Samen gelegt und behutsam mit Substrat bedeckt. Regelmäßig befeuchtet ihr die Erde, doch Wochen später tut sich noch immer nichts. Deprimiert schaut ihr aus dem Fenster auf das Sonnenblumenmeer, das sich um euer Vogelhäuschens ausgebreitet hat. Wieso vermehrt sich das Vogelfutter ungehemmt und aus euren Samen wird trotz bester Pflege nichts? Das Geheimnis verbirgt sich mal im Licht und mal im Schatten.
Es war einmal ein König…
In jedem Samenkorn befinden sich Photorezeptoren, die Licht wahrnehmen können und viele wichtige Zusammenhänge innerhalb des Samenkorns steuern. Sie heißen Phytochrome, Cryptochrome und Phototropine.
Ihr könnt es euch wie einen Königsstaat vorstellen, in dem der König Phytochrom mit seinen Beratern Cryptochrom und Phototropin regiert.
Lichtkeimer
Der König in den Samen der Lichtkeimer liebt die Sonne und braucht es besonders hell. Nur dann gibt er seinen Untertanen den Befehl, zu keimen. Habt ihr es gut gemeint und den Samen des Lichtkeimers mit Erde bedeckt, ist der König unzufrieden. Aus eurer Saat wird keine Pflanze.
Lichtkeimer werden nur auf die Erde gelegt und maximal leicht angedrückt. Das Gießen ist so zwar etwas schwieriger, doch bedeckt ihr sie mit einer Plastikfolie, bleibt die Erde lange feucht. Mit Hilfe einer Sprühflasche könnt ihr vorsichtig wässern, ohne dass die Saat weggeschwemmt wird.
Die Sonnenblumenkerne in eurem Vogelfutter gehören zu den Lichtkeimern. Auch viele Kräuter, Möhren, Salat, Brombeeren und Himbeeren brauchen das Licht. Unter den Wildkräutern, die wir als „Unkraut“ bekämpfen, findet ihr ebenfalls sehr viele Lichtkeimer. Deshalb vermehren sie sich so leicht.
Dunkelkeimer
In den Dunkelkeimern regiert dagegen ein König, der keine Sonne mag. Er fühlt sich im Dunkeln am wohlsten und zieht sich ungeschützt dem Licht ausgesetzt schnell in seine dunkelste Kammer zurück. Dort grämt er sich und verbietet seinen Untertanen, den Samen zum Keimen zu bringen.
Zu den Dunkelkeimern gehören unter anderem Petersilie und Schnittlauch, Melone und Kürbis. Die Samen der Dunkelkeimer müssen mit Erde bedeckt sein. Kürbisskerne sind sehr kräftig und können deshalb 2-3 cm in die Erde gesteckt werden. Kastanien – ebenfalls Dunkelkeimer – wachsen sogar, wenn der Weg nach oben noch weiter ist. Je zarter ein Samenkorn ist, umso dünner sollte die Erdschicht sein, mit der dieser bedeckt ist. 0,5 cm reichen bei ihnen schon aus.
Einige Pflanzen gehören zu den eher pflegeleichten Sorten. Sie keimen im Licht, schaffen es aber auch, wenn sie leicht mit Erde bedeckt sind. Möhren gehören dazu. Werfe einen Blick auf die Saattütchen, denn dort findest du immer Angaben über die Aussaat. Nicht immer wird verraten, ob es sich um Licht- oder Dunkelkeimer handelt. Doch steht in der der Anleitung, dass die Saat mit Erde bedeckt oder nur leicht angedrückt werden soll, wisst ihr nun, warum es so ist.